Gottesdienst einmal anders

„Wir möchten den Gottesdienst anders gestalten“, „Alle sollen mehr davon mitnehmen“ und „Der Gottesdienst soll persönlicher werden“. Diese und ähnliche Meinungen wurden beim ersten Brainstorming ausgetauscht, als uns klar war, dass wir, die AH13F, den Halbjahresgottesdienst vorbereiten werden.

In den vorherigen Stunden hatten wir angefangen, über Ethik zu sprechen – insbesondere über ethisches Handeln im Schulalltag. Wie verhalten wir uns in der Schule, welches Verhalten anderer nehmen wir wahr? Im Erfahrungsaustausch darüber kristallisierten sich rasch mögliche Schwerpunkte für den Gottesdienst heraus. Insbesondere das Thema „Benotung“ war ein Reizthema. Wie werden Noten gebildet, welche Maßstäbe und Normen können bei der Benotung angelegt werden und manchmal auch die wichtigste Frage: Warum hat der oder die andere eine bessere Note bekommen als ich? Da unser Großgottesdienst direkt vor der Zeugnisausgabe stattfinden sollte, war klar, dass wir das Thema Benotung und das eigene Verhalten damit bearbeiten wollten. Oberstes Ziel aber war es, den Gottesdienst anders, aktivierender und vor allem persönlicher zu gestalten.

Wie genau war uns zunächst allerdings nicht klar. In verschiedenen Schwerpunktgruppen diskutierten wir zunächst einzeln, im Verlauf aber immer stärker gemeinsam in eine Richtung. Die Idee, Teile des Gottesdienstes in einer Art Stationenlauf vorzubereiten, war geboren. Natürlich gab es noch ein paar Aspekte zu bedenken. Allerdings waren sich alle darüber einig, dass wir ein „stumpfsinniges Vor-sich-Hinhocken in der Bankreihe“ nicht wollten, sondern etwas Aktivierendes. Auch das Gefühl einer einheitlich trägen Masse sollte sich nicht einstellen. Die Vermeidung beider Vorstellungen konnten daher sehr gut mit den geplanten Stationen verknüpft werden, da alle aufstehen und laufen müssen. An vielen Stationen war daher auch ein teilnehmender Gedanke wichtig – sei es durch Aufzeigen, Umdrehen oder eigenes Schreiben.

Dass der Ablauf durch die hohe Teilnehmerzahl und sehr große Gruppengrößen in Gefahr geraten konnte, im Chaos zu versinken, war uns von Anfang an bewusst. Daher galten die nächsten Überlegungen auch diesem Problem. Schließlich wurde die Lieder-Gruppe miteingebunden, sodass vor jeder neuen Station ein ruhestiftender Impuls in Form eines Liedes eingebaut wurde. Dass es dennoch laut werden würde, war uns klar – schließlich sind über 400 Personen nie leise. Wir waren dennoch der Meinung, dass ein solcher Gottesdienstablauf mehr Chancen besitzt – auch in einem „normalen“ Gottesdienst hören nicht alle zu; auch dort, verstehen nicht immer alle alles. Wer aber zuhören oder teilnehmen möchte, der hätte auch die Chance, näher zu rücken.

Und so fand der Gottesdienst oder zumindest Teile davon einmal anders statt. Rückblickend ist natürlich nicht alles ideal gelaufen und es war lauter als sonst. Dennoch hatten wir das Gefühl, dass mehr Leute aktiv teilgenommen haben und persönlicher angesprochen wurden. Insofern war unser oberstes Ziel erfüllt. Inwieweit das inhaltliche Ziel – wie verhalte ich mich ethisch korrekt, insbesondere im Rahmen von Benotung – angekommen ist, muss jede/r Teilnehmer*in für sich selbst beantworten.

Besonders freute uns, dass die von uns geplanten „Schuldeingeständnisse“ auf den rosa Zetteln dann sogar noch im Aschermittwochs-Gottesdienst weiter benutzt werden konnten.

Text: Niklas Roeling
Fotos: Günter Rinkens


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