„Learning by doing“: Die Erlebnispädagogik in all ihren Facetten

Es ist nicht immer einfach an sich selbst und seine Stärken zu glauben. Und wenn in solch einer Situation noch eine Behinderung hinzukommt, fühlt man sich oft völlig einflusslos. Ein Zustand, dem die inklusive Erlebnispädagogik bewusst entgegenwirkt, indem sie das Selbstwertgefühlt steigert, das Gemeinschaftsgefühl fördert und Selbstverantwortung übernommen wird. Die Selbst- und Fremdwahrnehmung wird durch eine neue Sichtweise ergänzt, sodass sich diese positiv entwickeln kann.

Dabei steht das „Learning by Doing“ nach Kurt Hahn im Vordergrund, welches wir, die HEP/B, am 11.02.2019 unter Anleitung von Herrn Scholz, selbst erleben durften. Bei uns bestand die Erlebnispädagogik an diesem Tag aus unterschiedlichen Spielen, wobei die Umsetzung auch durch Aktivitäten wie Segeln oder Klettern möglich wäre. Ein Würfelspiel diente als Warm-Up und guter Einstieg in die Erlebnispädagogik, da wir als Gruppe gemeinsam spielten, sich jeder einbringen und wir uns ein wenig „auflockern“ konnten.

Auch im weiteren Verlauf des Tages wurden uns verschiedene Spiele und somit unterschiedliche Herausforderungen vorgestellt und diese im Anschluss auch umgesetzt. Dabei spielten diverse Kompetenzen und Stärken jedes Einzelnen und der ganzen Gruppe eine Rolle, sodass man letztendlich nur gemeinsam und als Team an das Ziel gelangen konnte. Wir liefen beispielsweise alle hintereinander mit verbundenen Augen als „Blinde Raupe“ durch die Schule, um einen Schatz zu finden, oder liefen blind, gepaart mit anderen Handicaps, wie aneinander gebundenen Armen oder Beinen, über die Flure. Auch bei den anderen Spielen, wie „die falsche Adresse“, „die drei Bälle“ oder „das Barfußlabyrinth“ wurden verschiedene Fähigkeiten angesprochen und gefördert.

Bei den Spielen fanden unterschiedliche Lernmodelle Anwendung. So testeten wir das direktive Handlungslernen, das Handlungslernen durch Reflexion und das kommentierte Handlungslernen (learning by telling), wobei letzteres das geeignetste Modell in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung ist.

Die Spiele und Methoden lernten wir nicht nur aus der Rolle des Teilnehmers, sondern auch aus der des Anleiters kennen. Dadurch konnten wir die theoretischen Grundlagen der benötigten Trainerkompetenzen selbst testen und überprüfen. Waren unsere Spiele durchgeplant? Stimmte das Feingefühl für die Gruppe hinsichtlich von Grenzen, Beeinträchtigungen und Fähigkeiten? Stimmte die Materialkenntnis und die sicherheitsrelevanten Aspekte?

Außerdem erklärte uns Herr Scholz, dass ein sogenannter „Methodenkoffer“ ein wichtiger Aspekt für den Trainer sei, da die unterschiedlichen Methoden helfen, zielgerichtet zu Arbeiten und die Spiele bestmöglich an die jeweiligen Spieler anzupassen. Dabei ist ein wichtiger Faktor, dass über Grenzen gegangen wird und unter Umständen nicht sofort Erfolge sichtbar werden. Ein eventuelles Scheitern ist erlaubt und in der inklusiven Erlebnispädagogik sogar erwünscht, denn dadurch wird die Gruppe gefordert und entwickelt sich durch Diskussionen, Ideenaustausch etc. in ihren Kompetenzen weiter. So werden die eben erwähnten Grenzen überwunden und erweitert. Als Abschluss diente das „Wolkenkratzerspiel“, bei dem jeweils zwei Gruppen so hoch wie möglich einen Klebestreifen an der Wand befestigen mussten. Das sorgte noch einmal für Motivation und Spaß.

Bei der anschließenden Reflexion des Tages kamen wir zu dem Ergebnis, dass der Tag sehr positiv verlief, da jeder individuelle Lernerfahrungen machen und die inklusive Erlebnispädagogik und ihre Möglichkeiten in ihrer Ganzheitlichkeit kennenlernen konnte. Wir freuen uns schon auf die Umsetzung der Methoden in unserer beruflichen Praxis.

Danke Herr Scholz, für diesen großartigen Tag!

Text: Lara Kamphuis (HEP/B)
Fotos: Markus Scholz


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