Die HEP/B in unbekannten Welten: Exkursion in die Forensik

Am Dienstag, den 12. Februar 2019, trafen sich die Berufspraktikant/innen der Fachschule für Heilerziehungspflege mit ihrem Lehrer Gerhard Löffler im Kasino der Hauptverwaltung der LVR-Klinik in Bedburg – Hau. Dort erwartete uns ein mit Kaffee und kalten Getränken gedeckter Tisch an dem Ort, der früher den Ärzten der Heilanstalt vorbehalten war und heute noch im mehr oder weniger historischen Zustand erhalten ist.

Herr Dr. med. Kreutz, Ärztlicher Leiter der Forensischen Klinik, und Herr Czech, Fachkrankenpfleger für Psychiatrie und Sicherheitsbeauftragter der forensischen Klinik, begrüßten uns sehr freundlich und stellten das Programm des Vormittags vor.

In einem Vortrag bekamen wir Informationen über die Geschichte der Klinik. Diese ist 107 Jahre alt und hatte zu Beginn 2200 Patienten, die sich weitgehend selbst versorgten und ärztlich und pflegerisch betreut wurden. Die Landwirtschaft erwirtschaftete die Lebensmittel, der eigene Schlachthof versorgte die Insassen mit Fleisch und Wurst. Die Mitarbeiter hatten im Klinikgelände Residenzpflicht, das heißt, vom ärztlichen Direktor bis zum Pflegepersonal wohnten alle Beschäftigten im Klinikgelände. Im Gelände ist auch ein Friedhof, der noch heute genutzt wird, wenn Patienten versterben und keine Angehörigen mehr haben, die sich um die Beerdigung kümmern.Im Nationalsozialismus wurden 2800 Patienten von Bedburg aus in Konzentrationslager gebracht und dort getötet. Diese Geschichte hat die Studierenden und ihren Lehrer beeindruckt und nachdenklich gestimmt. In Hochzeiten lebten hier 4000 Patienten.

Des Weiteren erläuterte Herr Dr. Kreutz die Struktur der Forensischen Klinik. Insgesamt leben 500 Patienten auf den verschiedenen Stationen und in den unterschiedlichen Bereichen. Zum einen handelt es sich um psychisch Kranke, die nach § 63 StGB im Maßregelvollzug untergebracht sind und im Wesentlichen an einer Psychose, Persönlichkeitsstörung oder Intelligenzminderung leiden und um Patienten, die im Rahmen einer erheblichen Substanzmittelmissbrauchsproblematik und Abhängigkeitserkrankung Straftaten begangen haben und aufgrund dessen in dem Maßregelvollzug nach § 64 StGB untergebracht werden.

Die psychisch kranken Straftäter leben oft ihr ganzes Leben in der Klinik. Die durch Alkohol und andere Drogen zu Straftätern wurden, kommen nach Verbüßung ihrer Strafe für zwei Jahre zum Entzug in die Klinik. Etwa 20 % der psychisch kranken Straftäter gehören zur Gruppe der Sexualstraftäter. Pro Jahr sind 4 % der Neuaufnahmen Sexualstraftäter, sie verbleiben sehr lange in der Behandlung, deshalb die relativ hohe Zahl von 20 %.

Wir bekamen dann Informationen, wie in der modernen Psychiatrie Kranke behandelt werden und wurden darüber informiert, warum und wie Zwangsbehandlungen durchgeführt werden, wenn der Patient sich nicht behandeln lassen will und welche hohen Hürden für solche Zwangsbehandlungen gesetzt sind. Darüber hinaus wurden uns die in der Psychiatrie beschäftigten Berufsgruppen vorgestellt, die das multiprofessionelle Team bilden.

Nach dem sehr interessanten Vortrag führte uns Herr Czech durch das Gelände der Klinik und zeigte uns viele aus der Gründungszeit stammende Gebäude, die teilweise nicht mehr genutzt werden, aber aus Denkmalschutzgründen erhalten werden müssen. Die geschlossenen Häuser sind mit sehr hohen Zäunen eingefriedet. Ursache dafür war das Entkommen eines Patienten vor 20 Jahren auf dem Weg zum Zahnarzt.

Wir besuchten dann die alte Forensik, die bis vor 10 Jahren in Betrieb war. Wir konnten die Räume betreten und es war sehr beindruckend, wie Menschen in diesem Bereich leben mussten. Anschließend gingen wir in den Bereich der Forensik I, einen Neubautrakt mit 110 Behandlungsplätzen für männliche Patienten, die nach 63 StGB im Maßregelvollzug untergebracht sind und im Wesentlichen an einer Psychose, Persönlichkeitsstörung oder Intelligenzminderung leiden. Dort mussten wir zuerst durch eine Schleuse, unsere Handys und Taschen wurden eingeschlossen, damit sichergestellt war, dass niemand von uns etwas in die Klinik einschmuggeln konnte.

Dieser Bereich ist sehr ansprechend gestaltet. Das Gelände ist so zum Beispiel großzügig angelegt mit vielen Grünbereichen, mit Sport- und Therapiebereichen und mit Arbeitsmöglichkeiten, um Kranke wieder in den Arbeitsprozess einzugliedern. Die einzelnen Möglichkeiten der Arbeits- und Beschäftigungstherapie wurden uns ausführlich erläutert und unsere Fragen wurden beantwortet. Auf den Besuch einer Station wurde bewusst verzichtet, um Kranke in ihrem intimsten Bereich nicht zur Schau zu stellen.

Insgesamt hat der Besuch einen sehr tiefen Einblick in der Arbeit der Forensik und der Psychiatrie gegeben und uns sehr betroffen und nachdenklich gestimmt.

Text: HEP/B
Foto: Gerhard Löffler


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