Besuch des Landtags in Düsseldorf

Zum Zwecke politischer Bildung junger Menschen und auch sicherlich der eigenen Repräsen-
tation wegen, lud uns Herr Dr. Helmut Linssen, seines Zeichens CDU-Landtagsabgeordneter,
den wir auch schon beiunserer letzten Podiumsdiskussion in unserer Aula begrüßen durften,
zu seiner Wirkungsstätte nach Düsseldorf ein. Eigentlich war für diesen Tag eine andere
Gruppe geplant gewesen, doch die konnte leider nicht, und so profitierten interessierte
Schülerinnen und Schüler aus den Jahrgangsstufen 11 und 12 des Bildungsgangs Allgemeine
Hochschulreife der Liebfrauenschule von der Terminverschiebung.

Im Landtag angekommen, präsentierte sich die Politik, wie man sie kennt: man musste warten.
Engagierte Schüler und natürlich deren Lehrer lassen die Zeit selbstverständlich nicht unge-
nutzt verstreichen, und so wurde man sich über die Architektur des Landtags und deren
tieferen Sinn klar. Der Landtag als ein rundes Gebilde , transparent mit vielen Fenstern und
allen politischen Ebenen auf gleicher Höhe: Symbolik der Demokratie und Transparenz . Als
Besucher, der unten steht, oder wie so mancher LFS-Schüler im Januar, als Demonstrant,
kommt man sich vor dem großen Gebäude trotzdem relativ klein vor. Relativ.

Als wir dann endlich drinnen waren, die Sicherheitskontrollen und die Garderobe hinter uns
gelassen hatten, blieb erstmal wieder ein bisschen Wartezeit, um die große Empfangshalle
auf sich wirken zu lassen. Ganz zu Anfang ging es dann per Aufzug in Richtung Plenarsaal,
wo wir erst einmal Platz nahmen, den Worten unserer Führerin zuhörten und den Ausblick auf
den Rhein genossen. So erfuhren wir, wer, wo und wann sitzt, worüber so alles gesprochen
wird, und dass wir auch einfach mal so, wenn wir Lust hätten, hierhin kommen und eine Sitzung
mitverfolgen könnten. Doch auch hier….Warten. Ausgebucht bis 2006. Na gut, ist ja gar nicht
mehr so lang bis dahin. Dann haben wir auch schon alle das Abi, und wenn wir keinen Arbeits-
platz finden, können wir dort unsere Zeit nützlich verbringen.

Als dann eine Gruppe Jugendlicher hereinkam, sich auf den Bänken der Abgeordneten breit
machte und einen ziemlichen Krach veranstaltete, wunderten wir uns doch sehr. Wir erfuhren
bald jedoch des Rätsels Lösung: Es fände gleich im Parlament ein Diskussionsforum zum
hema Krankenpflegeausbildung statt, und man hätte dazu auch entsprechende Schülerinnen
und Schüler eingeladen.

Wir nahmen jedoch Reißaus und wurden durch eine Nottreppe ein Stockwerk tiefer geführt.
Dort gab es dann ein wenig mediale Betäubung sponsored by NRW. Nein, ganz so schlimm war
es nicht. Wir bekamen einen informativen Film über die Geschichte unseres Bundeslandes und
des Landtages zu sehen. Auch dort anfangs ein wenig Warten. Aber Geduld ist eine Tugend,
in der wir uns nun zu üben suchten.

Nach dem Film erlebten wir ein kurzes Intermezzo im unterirdischen Restaurant des Landtages.
Kaffee und Kuchen gab es für alle umsonst, darüber hinaus konnte man sich auch mit einer wunder-
vollen Pizza verköstigen. Das kostete dann zwar € 3,50, aber warten musste man nicht.

So langsam ging unser Besuch dann auch seinem Höhepunkt entgegen. Alsbald, nachdem wir
den Plenarsaal verlassen hatten, ging es in den FDP-Sitzungssaal, in dem uns Herr Dr. Linssen
begrüßte. Wer sich nun wundert, ob Herr Linssen vielleicht die Partei gewechselt hat, kann
beruhigt werden: Dieser Raum war ausgewählt worden, weil er die passende Größe für unsere
Gruppe hatte. An den Getränken, die noch von der letzten FDP-Sitzung herum standen, labten
wir uns zwar nicht, ließen uns aber auch nicht von ihnen stören. Und hier mussten wir
ausnahmsweise einmal nicht lange warten: Eiligst Platz genommen, ging es auch sofort mit einer
kleinen Einleitung seitens unseres Gastgebers los, der uns über den Landtag und den Alltag
dort berichtete. Wie funktioniert Politik auf Landesebene, und was sind dabei die Aufgaben
eines Helmut Linssen?

Nachdem der CDU-Abgeordnete fertig war, stand der Raum frei für Fragen und Diskussionen.
Besonders intensiv wurden die Themen Energiepolitik, sprich erneuerbare Energien wie z.B.
Windräder, und der Flughafen in Weeze diskutiert. Wie kann es sein, dass der Kreis 10 Millionen
€ Zuschuss an einen bankrotten Flughafen zahlt, während beispielsweise Angebote in der Kinder
und Jugendarbeit aufgrund finanzieller Kürzungen einem jähen Ende entgegen sehen oder die
Schulen in freier Trägerschaft finanziell belastet werden? Überall scheint das Geld zu fehlen;
warum steht es gerade für den stark umstrittenen Airport Niederrhein so reichlich zur Verfügung?

Fragen über Fragen, die Gegensätze unserer Welt und vielleicht die Wartezeiten im Vorfeld
ließen ein ansonsten befriedigendes Gespräch mit Herrn Linssen viel zu kurz erscheinen, obwohl der,
zum Ärger der Organisatoren und zu unserer Freude, den Raum besetzt hielt, bis auch die
letzte Frage, die den Schülern auf dem Herzen lag, geklärt werden konnte. Aufgrund der
massiven Sonneneinstrahlung waren wir im Endeffekt doch alle damit zufrieden, dass das
Gespräch und damit unser Besuch hier endete. Wir verließen den ersten Stock über eine
weitläufige Treppe und hier noch einmal Warten für ein Foto mit Herrn Linssen .Und weiter
bis in den Bus ins wohlbehütete Geldern. Für alle freiwillig mitgefahrenen Schüler der 11.
und 12. Klassen des Bildungsgangs Allgemeine Hochschulreife war dies sicherlich ein
aufschlussreicher und positiver Ausflug ins politische Herz von NRW.

Text: Benjamin Westermann
Bilder: Mr T


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