Unsere Schüler befragten die Bundestagskandidaten

Als Axel Gonder, Bundestagskandidat der PDS, am 17. September gemeinsam mit Ronald Pofalla (CDU), Dr. Barbara Hendricks (SPD), Willibald Kunisch (Bündnis90/Die Grünen) und Ferdinand Heinemann (FDP) unter Applaus die Aula der Liebfrauenschule betrat, winkte er, anders als seine Mitstreiter, freudestrahlend wie ein Wahlsieger den rund 350 Schülerinnen und Schülern des Berufskollegs des Bistums Münster zu. Nur wenige Minuten später erfuhr er, dass nur 0,8% der Liebfrauenschüler der Nachfolgepartei der SED das Vertrauen schenken würden.

Viel Mühe hatten sich die Schüler gemacht, um optimal vorbereitet in die lebhafte und nie langatmige Podiumsdiskussion mit den fünf örtlichen Bundestagskandidaten zu gehen. Immerhin 20%, das hatte die schulinterne Umfrage ergeben, waren noch wenige Tage vor der Wahl unschlüssig, an welcher Stelle sie auf dem langen Wahlzettel ihr Kreuzchen machen würden. Für die Parteienvertreter bot sich damit eine letzte Chance, noch einmal zu punkten.

Vorbereitet auf dieses Tête-à-Tête hatten sich die Schüler in Arbeitsgruppen im Rahmen eines Projekttages und im Unterricht. Umfangreiche Internetrecherchen und intensives Studium der Wahlprogramme hatte ebenso dazu gehört wie eine Analyse der Art der Wahlwerbung.

„Haben FDP und Grüne es nötig, mit zweideutigen Plakaten auf Stimmenfang zu gehen?“ attackierte Niklas Roeling, nachdem eine Vielzahl fragwürdiger Plakate als Powerpoint-Präsentation gezeigt worden war und zum Teil für Heiterkeit, aber für Nachdenklichkeit gesorgt hatte. Ferdinand Heinemann konterte, den jungliberalen Stil bei derartigen Plakaten nicht einschränken zu wollen. Willibald Kunisch billigte der Jugend zu, provozieren zu wollen.

Fragen zur Person sowie die großen Themenbereiche Arbeitsmarkt, Irakpolitik, Bildung und Umwelt gehörten ebenso zur Diskussion wie die Auswirkungen der demographischen Entwicklung für die Sozialversicherungen. Erschreckend die Darstellung, die als Impuls auf der großen Leinwand präsentiert wurde: Heute stehen immerhin schon 270 ältere Menschen 1000 Personen zwischen 20 und 65 Jahren gegenüber, im Jahre 2050 werden es sogar 560 sein. „Werden wir in unserem Rentenalter unsere gesamten Rentenansprüche erhalten?“ lautete da die bange Frage.

Schon stand die Riesterrente im Mittelpunkt der Aussprache. Barbara Hendricks versuchte dabei, Vertrauen hierfür aufzubauen, sprach in diesem Zusammenhang aber auch davon, weitere Alternativen im Blick zu haben, um Ausgaben im Alter gering zu halten. O-Ton Barbara Hendricks: „Zum Beispiel den Bau eines Eigenheimes.“

Mit dem Wahlslogan „Zeit für Taten wurde Ronald Pofalla konfrontiert: „Kann Stoiber arbeitsmarktpolitisch das packen, was Kohl in 16 Jahren nicht geschafft hat!“ Der Unionspolitiker gab sich sicher: „Eine andere Wirtschafts- und Steuerpolitik lässt die Binnenwirtschaft anziehen!“ antwortete er, um im Anschluss einige arbeitsmarktpolitische Vorstellungen seiner Partei zu nennen.

Applaus erntete schließlich Daniel Koza, der die Hartz-Kommission ins Visier nahm: „Ist das nicht genauso wie bei uns Schülern: Erst auf die faule Haut legen, und dann noch am Ende Gas geben, damit man die Versetzung packt?“ Da mussten selbst die Vertreter der rot-grünen Koalition herzhaft lachen.

Hk


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