Weitaus mehr als Fotos machen

Ein Projekt für das Generationenfest rund um das Adelheidhaus mit historischem Tiefgang

Auf der Suche nach einem größeren Projekt für den Differenzierungs-Kurs Fotografie der Schülerinnen und Schüler der Klassen FH/12G 1 und 2 hatte ich zunächst vor, die Bewohner und Bewohnerinnen des Adelheidhauses nach Erlebnissen zu befragen, die für ihr Leben eine große Rolle gespielt haben und diese Berichte mit Portraits zu verbinden.

Im Gespräch mit Frau Wolffram vom Adelheidhaus entstand daraus schnell die Idee, das Thema des Katholikentages 2018 ‚Suche Frieden‘ aufzugreifen, weil die Bewohner und Bewohnerinnen des Adelheidhauses zu einer Generation gehören, die den Zweiten Weltkrieg miterlebt heben und es uns wichtig erschien, diese Erfahrungen gerade für junge Menschen heute erfahrbar zu machen.

Als Vorbereitung auf das Projekt habe ich mit den Schülerinnen und Schüler eine Ausstellung von Portraits im Museum in Kevelaer besucht. Die Ausstellung war deshalb besonders interessant, weil die gezeigten Gemälde alle Fotografien als Ausgangspunkt haben. Zu der intensiven Auseinandersetzung mit den Bildern führten die beiden Fragestellungen ‚Welches Portrait spricht mich besonders an?‘ und ‚Wie möchte ich mich selber portraitieren lassen?‘. Diese beiden Aufträge waren die Orientierung für die weitere Arbeit zu diesem Thema. Die Schülerinnen und Schüler gewannen einen Eindruck davon, dass ein Portrait mehr ist als eine nur detailgetreue Abbildung der jeweiligen Person. In der malerischen Umsetzung wurden die typischen Eigenheiten der gezeigten Personen deutlich herausgearbeitet. Dadurch schärften die Schülerinnen und Schüler ihren Blick für das Besondere der portraitierten Menschen einerseits und andererseits, wie wichtig es gerade bei solchen Arbeiten ist, auf entscheidende Details zu achten.

Abgerundet wurden die Vorarbeiten durch Detailaufnahmen von Modellen des Gestaltungskurses der AH/11 und durch Arbeiten mit einer Blitzanlage, damit die Schülerinnen und Schüler sich auch die notwendigen technischen Fertigkeiten aneignen konnten.

Nach dieser guten Vorbereitung konnte dann die eigentliche Arbeit beginnen. Neun Bewohnerinnen erklärten sich bereit, an dem Projekt teilzunehmen. Schülerinnen und Schüler haben sie zuerst zum Thema ‚Suche Frieden‘ befragt, um mit den Bewohnerinnen ins Gespräch zu kommen. In vielen Fällen waren Kriegserlebnisse der Ausgangspunkt für ihre Ansichten, Hoffnungen und Wünsche zum Thema Frieden. So wurde die Fremdheit zwischen den Beteiligten überwunden und eine Situation geschaffen, in der sich die Bewohnerinnen auf die Aufnahme der Portraits einlassen konnten. Dies geschah je nach Wunsch der Teilnehmerinnen in ihrem Zimmer oder in der eigens hergerichteten Wohngruppe, in der die Schülerinnen und Schüler die Blitzanlage aufgebaut und Sitzgelegenheiten für die Aufnahmen arrangiert hatten. Die Mühe der Schülerinnen und Schüler wurde durch gelungene und ansprechende Fotos der Portraitierten belohnt. Das Wesen der Bewohnerinnen wurde in den Fotografien eingefangen und die Aufnahmen lösten Reaktionen aus wie z. B.: ‚Das ist genau Frau … !‘ Ein größeres Lob kann man den Schülerinnen und Schüler nicht machen.

Für alle Beteiligten war es eine interessante Erfahrung. Für die Bewohnerinnen, die sich mit ihren Erlebnissen und Erfahrungen wertgeschätzt fühlten. Auch genossen manche sichtlich, dass sich die Schülerinnen und Schüler so viel Mühe gegeben hatten, um ein ansprechendes Portrait mit Hilfe der ganzen Technik zu erstellen: ein richtiges Foto-Shooting! Für die Schülerinnen und Schüler, die die Gelegenheit hatten, im direkten Kontakt mit den älteren Menschen viel zu erfahren über die Zeit, in der die Bewohnerinnen damals teils im selben Alter waren wie die Schülerinnen und Schüler heute.

Die Arbeiten und die Statements der Bewohnerinnen wurden dann von mir so vorbereitet, dass sie als Ausstellung im Rahmen des Nachbarschaftsfestes im Adelheidhaus präsentiert werden konnten.

Text: Günter Rinkens


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