Die bunte Vielfalt religiösen Lebens

50000 Dauergäste waren gekommen und einige Zehntausend Tagesgäste ebenso. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach zur Eröffnung und Bundeskanzlerin Angela Merkel stellte sich den Fragen. Hunderte namhafte Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft diskutierten in einer großen Vielzahl thematisch unterschiedlicher Podien. Die schmucke Innenstadt platzte bildlich aus allen Nähten. Und mittenmang dabei waren die Schülerinnen und Schüler der Liebfrauenschule. Am 11. Mai hatten sie sich mit Bussen nach Münster zum 101. Katholikentag aufgemacht. Sein Thema lautete: Suche Frieden.

Während Angela Merkel unter starkem Applaus im Messe- und Congress-Centrum Halle Münsterland den einseitigen Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran aufs Schärfste verurteilte und jeden einzelnen dazu aufrief, gerade angesichts der weltweiten schlimmen Bilder von Krieg und Leid nicht abzustumpfen, waren die Katholikentagsgäste in der ganzen Stadt zu einer Vielzahl von Veranstaltungen eingeladen, die im fast 700 Seiten starken Programmbuch aufgelistet waren und für die große bunte Vielfalt des katholischen Lebens und auch seine Offenheit für unterschiedliche Meinungen standen.

Unsere Lehrerinnen Barbara Roghmanns und Franziska Schortemeyer hatten die Tagesfahrt bis ins Detail vorbereitet und den Schülerinnen und Schülern eine interessante Auswahl an spannenden Veranstaltungstipps mit auf den Weg gegeben. Dazu gehörten ein Taizé-Gebet der Stille, der Workshop „Sach wat! Love statt hate Speech“, jugendkulturelle Stadtführungen, ein Argumentationstraining gegen rechten Populismus und diverse Kreativ- und Mitmachangebote wie ein Improvisationstheaterworkshop oder das Jugendmobil der youngcaritas mit Longboards und Slacklines. Tipps für den Besuch von Diskussionsrunden wie zum Beispiel zum Thema Liebe und Partnerschaft („Let us talk about sexuelle Vielfalt“, „Leben in Fernbeziehungen“) waren ebenso als Hinweis gegeben worden wie Infoveranstaltungen zum Freiwilligendienst im Ausland.

Aber auch darüberhinaus bot das Schlendern durch die festlich mit Fahnen geschmückte Innenstadt eine beachtliche Palette an Kurzweil und Unterhaltung. Kaum zählbar war die Anzahl großer und kleiner Bühnen, von denen mal rockig-flotter Sacropop und mal heiter-beschwingter Sound mit religiös-kirchlicher Thematik erklang. Beeindruckend war auch das Angebot auf der Kirchenmeile vor dem Schloss, auf der sich unter Pavillons Info- und zum Teil Mitmachstände aneinanderreihten, die von den Bistümern, kirchlichen Vereinen, Verbänden und Institutionen, aber auch von kleineren anderen Gruppierungen wie z. B. von katholisch-orientierten Schwulen und Lesben gestaltet waren.

Mit zwei Angeboten brachte sich auch die Liebfrauenschule bei dem Katholikentag ein, unter anderem bei einer Installation, in der von Schülerinnen und Schülern verfasste Friedensbriefe die Sehnsucht nach einem friedvollen Zusammenleben zum Ausdruck brachten. Des weiteren betreuten sechs Studierende der Fachschule für Sozialpädagogik über den gesamten Zeitraum des Katholikentages die Kinderbetreuung von Zwei- bis Neunjährigen, für die sie ein umfangreiches Spiele-, Bastel- und Kreativrepertoire über Wochen vorbereitet hatten.

Wie lautete das Fazit vieler von der Fahrt nach Münster? Es war interessant, Kirche einmal ganz anders, halt lebendiger und alternativer als sonst im Alltag zu erleben.

Text und Fotos: Ewald Hülk


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