Wenn’s mal brenzlig wird – Die HEP/B und Deeskalationsmanagement

Wenn´s mal brenzlig wird. Die HEP/B in einem zweitägigen Seminar zum Thema Deeskalationsmanagement

Kein Mensch ist wie der andere und so sind auch die Gemütszustände der Menschen unterschiedlich. Diese können sich – vereinfacht gesprochen – in Form von Freude und Akzeptanz auf der einen Seite, bis hin zu Wut und Unverständnis auf der anderen Seite zeigen. Jeder kennt das. Es gibt mal gute Tage, mal aber auch schlechte oder sogar sehr schlechte. Hat man einen sehr schlechten Tag, sollte einem am besten keiner „krumm kommen“, sonst gibt es Ärger.

Die Arbeit im sozialen Bereich und somit auch im Arbeitsfeld der angehenden Heilerziehungspfleger/innen bedeutet, mit Menschen umzugehen, unabhängig davon, welcher Gemütszustand der oben genannten gerade vorherrschend ist. So passiert es von Zeit zu Zeit, dass man mit den anvertrauten Klienten in Konflikte gerät. Leider nehmen diese Konflikte nicht immer einen glimpflichen Verlauf und können schlimmstenfalls eskalieren. Wie man sich in solchen, teilweise sogar körperlich aggressiven, Konflikten professionell verhalten und mit geschultem Auge im besten Fall sogar dafür sorgen kann, dass ein Konflikt gar nicht erst entsteht, damit haben sich unsere Berufspraktikant/innen im Rahmen eines zweitägigen Seminars zum Thema Deeskalationsmanagement „aktiv“ auseinandergesetzt. Frau Heistermann und Herr Behme, beide speziell geschulte Mitarbeiter im Bereich Deeskalationsmanagement der WfbM Haus Freudenberg in Geldern, hatten hierzu ein vielseitiges und interessantes Programm vorbereitet, das von vielen praktischen Übungen begleitet wurde.

Bei dem von Frau Heistermann und Herrn Behme vermittelten Konzept geht es in erster Linie nicht darum, wie man sein Gegenüber, der in aller Regel ein Schutzbefohlener ist, im Falle eines eskalierenden Konflikts körperlich überwältigen und fixieren kann. Vielmehr sollen Fachkräfte Verständnis zeigen und dafür sensibilisiert werden, einen Konflikt oder eine Eskalation bereits im Ansatz zu erkennen und geschickt abzuwenden, bevor es überhaupt zu einer Gefahrensituation kommt. Die beschriebenen Szenarien bilden in dem Konzept die erste und letzte von sechs Deeskalationsstufen. Dazwischen geht es um weitsichtiges Denken und Handeln, die Entwicklung von Akzeptanz und Empathie, sowie angemessene Kommunikationstechniken. Aber auch darum, sich selbst als Mitarbeiter zu schützen und Grenzen zu setzen. Bei einer siebten Deeskalationsstufe geht es ebenfalls um einen nicht zu vernachlässigenden Aspekt, die Reflexion. Durch die Nachbearbeitung von Gefahrensituationen können Prozesse und Handlungsweisen überprüft und nach Bedarf angepasst werden, sodass sie in Zukunft nicht mehr passieren. Ein Leitsatz, der dem Konzept zugrunde liegt, ist das Recht des Menschen mit Behinderung auf eine adäquate Umgangsweise mit ihm, sowie das Recht des Mitarbeiters auf einen sicheren Arbeitsplatz.

Neben den theoretischen Grundlagen wurden im Rahmen von Rollenspielen sehr alltagsnahe Praxissituationen simuliert, in denen es zu Eskalationen kommt. In einer der Situationen sollte zum Beispiel ein Schüler einer Förderschule sein Handy abgeben. „Wenn du versuchst, mir mein Handy wegzunehmen, schlage ich dir in die Fresse!“, hieß es da. Im Anschluss wurden diese Situationen und insbesondere das Verhalten der angehenden Heilerziehungspflegerin bzw. des Heilerziehungspflegers unter Anleitung von Frau Heistermann und Herrn Behme mit der ganzen Gruppe besprochen und im Sinne eines möglichst professionellen Agierens gemeinsam nach Optimierungsmöglichkeiten Ausschau gehalten.

Schnell wurde klar, dass viele der Anwesenden nicht lange überlegen mussten, um sich Situationen aus der beruflichen Praxis, die sie selbst erlebt hatten, wieder ins Gedächtnis zu rufen und sich der dabei gespürten Unsicherheit bis hin zur Angst zu erinnern. Das zeigt, dass derartige Situationen nicht die Ausnahme sind und den betroffenen Fachkräften mitunter lange im Gedächtnis bleiben. Ein Grund mehr, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und sich darin für den beruflichen Alltag fit zu machen.

Die Berufspraktikant/innen dankten Frau Heistermann und Herrn Behme am Ende der beiden Seminartage für die praxisnahe und lebendige Vermittlung der theoretischen Grundlagen und insbesondere für die Möglichkeit, zahlreiche praxiserprobte Methoden nicht nur kennenzulernen, sondern sie am eigenen Leibe ausprobieren zu können. Das Gesamtpaket habe dazu geführt, dass sie sicher viel für den eigenen beruflichen Alltag mitnehmen werden und nun wissen, wie in Konflikt- und Gefahrensituationen handlungsfähig bleiben können, so das Statement einer Teilnehmerin in der Abschlussrunde.

Text und Fotos: Markus Scholz


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