Psychopharmaka – Wirkungen, Nebenwirkungen und mehr.

Psychopharmaka – Wirkungen, Nebenwirkungen und mehr. Wissenswertes für angehende HEP aus dem Alltag eines Apothekers

Am 11.10. hat Herr Philip Kramer uns, die Berufspraktikant/innen der Fachschule für Heilerziehungspflege, in der Liebfrauenschule Geldern besucht. Herr Kramer ist schon seit 15 Jahren im Bereich der Pharmazie tätig. Seit 6 Jahren ist er als Apotheker selbständig und besitzt drei Apotheken, die sich in Geldern befinden. Qualifiziert durch Studium und jahrelange berufliche Erfahrung, konnte er unser schon im Unterricht des Faches Pflege/Gesundheit erworbenes Wissen rund um Psychopharmaka spürbar vertiefen. So verinnerlichten wir nochmal, dass das Wort Psychopharmaka aus dem Altgriechischen stammt und aus den Wörtern „Seele“ und „Medikament“ zusammengesetzt wird.

Die Arznei wirkt auf die Psyche und greift in den neurologischen Stoffwechsel ein. Als Einsatzgebiete gelten u. a. psychische Störungen, neurologische Krankheiten und Schmerzen meist neurologischer Art. Darüber hinaus dienen sie zur Verbesserung der Gehirnleistung und zur Narkotisierung. Ebenso kann es sich – wenngleich nicht in therapeutischer Nutzung – um Rauschmittel oder Halluzinogene handeln. Herr Kramer führte auch die Geschichte der Psychopharmaka noch etwas näher aus, die erst Anfang des 19. Jahrhunderts begann. Teilweise kann man die damals angewendeten Therapien heute noch abgewandelt in der Medizin wiederfinden. Lange beruhten diese Therapien auf Erfahrungswerten. Erst im Jahr 1669 konnte man durch die Entdeckung des Neurotransmitterungleichgewichtes feststellen warum bestimmte Stoffe eine Wirkung bei bestimmten Personen auslösen. Somit entwickelten sich Möglichkeiten zum gezielten Therapieren von Krankheiten. Hierzu verwies Herr Kramer als Empfehlung auf das Buch „Wirkung und Erfahrung eine Geschichte der Psychopharmaka“ von Viola Balz.

Herr Kramer erklärte uns im weiteren Verlauf, dass die Psychopharmaka nach Wirkung und Einsatzgebiet eingeteilt werden. Die Pharmazie behandelt hauptsächlich Menschen, die an einer endogen bedingten psychischen Störung leiden. Das Erlebte und das Verhalten der betroffenen Person weichen erheblich von der Norm ab und werden durch eine körperliche Fehlfunktion hervorgerufen. Der Einsatz von Psychopharmaka bewirkt, das diese Fehlfunktion mit Psychopharmaka ausgeglichen wird, um das psychische Leiden zu lindern.

Auch um die Bedeutung von Psychopharmaka zu unterstreichen, zeigte uns Herr Kramer anhand einer Grafik, wie sich die verschiedenen Arten der psychischen Störungen prozentual auf die Bevölkerung verteilen. Laut dieser Grafik sind nämlich mindestens 33,3% der Menschen bundesweit an einer psychischen Störung erkrankt. Bei gleich mehreren Störungen können Antidepressiva helfen, auch wenn die Diagnose selber nicht Depression lautet. Antidepressiva wirken stimmungsaufhellend oder dämpfend. Somit werden diese meist bei Depressionen, Zwangsstörungen, Panikattacken oder auch bei Essstörungen eingesetzt. Das Medikament wirkt, indem es in den Neurotransmitterstoffwechsel eingreift. Die Neurotransmitterkonzentration wird also beispielsweise erhöht und so kann eine bestimmte Information deutlicher vermittelt werden. Diese Aktion findet im Körper im synaptischen Spalt einer Nervenzelle statt. Es gibt viele Antidepressiva, die sich in Nuancen bei der Wirkung im synaptischen Spalt unterscheiden.

Neben der Wirkung der einzelnen Psychopharmaka, um die wir als Heilerziehungspfleger/innen wissen müssen, sollten wir, so Herr Kramer, auch um mögliche Nebenwirkungen wissen. Entscheidend zu wissen sei, dass die Nebenwirkungen häufiger vor der eigentlich erstrebten Wirkung eintreten würden. Dies sei auch der Grund dafür, warum sich viele in Behandlung befindlichen Personen für einen vorzeitigen Abbruch der Medikamenteneinnahme entscheiden. Generell ist es das Ziel, eine Dosierung der Arznei zu erreichen, bei welcher die positive Wirkung für die betroffene Person überwiegt und die Nebenwirkungen nahezu nicht existent sind. Dieser Prozess kann durchaus etwas länger dauern, da die Wirkung der Arznei bei jeder Person unterschiedlich ausfallen kann.

Nach einer sehr intensiven Beleuchtung der Antidepressiva, die uns wegen des zuvor im Psychiatrieunterricht besprochenen Themas Depressionen besonders wichtig erschien, ging Herr Kramer auch noch ausführlicher auf Antipsychotika und Neuroleptika ein. Insgesamt ging die Zeit leider viel zu schnell vorbei. Wir alle waren von dem praxisnahen Vortrag sehr angetan und hätten gerne noch mehr Fallbeispielen aus dem Alltag des Apothekers gelauscht, die uns für unsere eigene berufliche Tätigkeit im Umgang mit Menschen, die Psychopharmaka einnehmen, sehr hilfreich waren.

Text: Denise Bungardt (HEP/B)
Foto: Andreas Mäteling


Hinterlasse einen Kommentar