HEP/U und HEP/O besuchten die Ausstellung „Touchdown“ in Bonn

Am 09. Februar 2017 machten wir, die HEP/U, gemeinsam mit der Klasse HEP/O und in Begleitung unserer Lehrer/innen Frau Kirchhoff, Frau Hanrath und Herr Mäteling eine Exkursion nach Bonn in die dortige Bundeskunsthalle, in der zurzeit die Ausstellung „TOUCHDOWN“ zu sehen ist. Durch die Ausstellung begleitet wurden wir von der Kunstvermittlerin Frau Baetz, die uns auf eine „Reise“ durch die Geschichte mit und über Menschen mit Down-Syndrom mitnahm. Zu Beginn erklärte sie uns die Bedeutung des Titels der Ausstellung, welcher zwei Bedeutungen hat. Zum einen wird hiermit die erfolgreiche Landung im Weltall in Verbindung gebracht, zum anderen ist es ein Begriff für einen Punkt beim Football, wenn der Ball hinter der Linie abgelegt wird.

Die Ausstellung wurde auf dem Hintergrund aufgebaut, dass die Menschen mit Down-Syndrom, Bewohner eines fremden Planeten namens „kUMUSI“ seien und eine Raumfahrtmission zur Erde machen. Ihr Ziel ist es, diesen „fremden“ Planeten zu erforschen, um zu erfahren, wie Menschen mit Down-Syndrom auf der Erde leben, wie sie in der Vergangenheit gelebt haben und wie sie in Zukunft leben möchten. Dazu gab es sieben verschiedene Stationen, welche die einzelnen Kapitel ihrer Mission beschreiben, wie uns Frau Baetz an der ersten Station „Touchdown – die Landung“ erklärte.

Die zweite Station „Heute – Im Hier und jetzt“ war der erste wirkliche Ausstellungsraum, den wir betraten. Dieser handelte von der Gegenwart und zeigte die Lebensverhältnisse von Menschen mit Down-Syndrom auf. Dabei wurden verschiedene persönliche Gegenstände von den Menschen ausgestellt, welche alle ihre eigene Geschichte besitzen. Diese Gegenstände stammen von dem Ohrenkuss-Team, welches die Ausstellung mit geplant hat und deren Portraits mit in diesem Raum ausgestellt wurden. Des Weiteren haben sich zwei Menschen mit Down-Syndrom freiwillig dazu bereiterklärt, dass sie sich für eine Minute filmen lassen, sodass man sie laut ihrer Aussage „anglotzen“ kann. Damit wurde dafür sensibilisiert, wie sich Menschen mit Down-Syndrom in unserer Gesellschaft oft fühlen, nämlich angeglotzt und „wie Tiere im Zoo“.

Bei der dritten Station „Die Unsichtbaren – Spurensuche in der Vergangenheit“ wurde die Kritik zum Ausdruck gebracht, dass Forscher, welche die Geschichte der Menschheit untersuchten, zu wenig auf Menschen mit Behinderungen eingegangen sind. Es gibt nämlich bis heute kaum Informationen darüber, wie Menschen mit Behinderungen damals gelebt haben. Jedoch interessieren sich nun immer mehr Forscher dafür, dies zu erkunden, womit man auch mit dieser Ausstellung einen weiteren Anreiz geben möchte.

Um John Langdon Down ging es bei der vierten Station „ Der große Auftritt – John Langdon Down“.Er war Fotograf, Arzt und medizinischer Leiter eines Wohnheimes für Menschen mit Behinderungen und der erste, der respektvoll im Umgang mit ihnen war. Bei seinen Forschungen fiel ihm auf, dass viele der Bewohner ein ähnliches Erscheinungsbild aufwiesen. Er begann zu forschen und beschrieb dieses Erscheinungsbild als erster Forscher überhaupt. Im Jahre 1960 entstand schließlich der Begriff des nach ihm benannten„Down-Syndroms“.

Anschließend folgte ein separater Raum, in dem es um die Lebensumstände von Menschen mit Behinderungen während der NS-Zeit ging. „Im Halb-dunkel – Die Auslöschung“ war der Titel und man konnte ihn „links liegen“ lassen, falls man sich damit nicht auseinandersetzen möchte, was laut Frau Baetz häufiger der Fall ist, wenn Menschen mit Down-Syndrom selber die Ausstellung besuchen. Diese Menschen galten damals als „lebensunwert“ und ihnen wurde der, wie man damals – und für uns unerträglich makaber – sagte „schöne Tod“ beschert (Stichwort: Euthanasie). Insgesamt hatte dieser Raum eine sehr bedrückende Stimmung. Wir standen zum Teil fassungslos vor den Briefen, die an Eltern geschickt wurden, deren von Down-Syndrom betroffene Kinder ermordet wurden, denen man aber schrieb, ihre Kinder seien an einer Infektion verstorben. Es schauderte uns vor so viel Menschenverachtung.

„Forschung – Ich bin, was ich bin“ war die vorletzte Station unserer Reise, welche sich mit der Erforschung des Down-Syndroms auseinandersetzt. Das Down-Syndrom ist eine Chromosomenmutation, bei der das Chromosom an 21. Stelle dreifach, anstatt doppelt, auftritt (Trisomie 21).

Abschließend hatte man die Entscheidungsmöglichkeit, ob man sich nun alleine in der Ausstellung umschauen wollte, oder ob man in den letzten Raum „Die Diskussion – Gehen oder bleiben?“ gehen mochte, wo man die Möglichkeit hatte, sich mit anderen Besuchern der Ausstellung über das Gesehene auszutauschen. Manche von uns wählten diese Möglichkeit, doch die meisten ließen die eine oder andere Station noch mal in Ruhe auf sich wirken, die man vorher schon kurz gesehen hatte. Besonders interessant waren neben den Ausstellungsstücken, die man auf den Bildern neben unseren Zeilen sehen kann, auch die Text- und Bildtafeln, so zum Beispiel zu der Frage: Darf man „Mongo“ sagen?“

Unser Eindruck von der Ausstellung war sehr positiv. Die Anreise war zwar lang, doch hat sie sich auf jeden Fall gelohnt. Neben den vielen sachlichen Informationen haben uns besonders die in die Ausstellung integrierten persönlichen Schilderungen von Menschen mit Down-Syndrom und von deren Angehörigen berührt, so zum Beispiel von einer Frau, die ein Kind mit Down-Syndrom erwartete. Zudem wurden wir nochmal ganz besonders für das Leben der Menschen mit Down-Syndrom sensibilisiert und für das Verhalten, was diese sich anderen und somit auch von uns wünschen. Gerade das erschien uns mit Blick auf unseren künftigen Beruf nochmal besonders wichtig.

Wir wünschen der Ausstellung möglichst viele Besucher, damit sich die gesamtgesellschaftliche Sicht auf Menschen mit Down-Syndrom ändert. Vor allem auch vor folgendem Hintergrund: Mit Erschrecken erfuhren wir am Ende noch, dass aktuell nur noch eine von zehn Frauen überhaupt ein Kind zur Welt bringt, bei dem in der Pränataldiagnostik das Down-Syndrom diagnostiziert wurde. Das sollte uns doch alle alarmieren. Abschließend möchten wir nicht versäumen, dem Förderverein unserer Schule für die großzügige finanzielle Unterstützung unserer Exkursion zu danken!

Text: Marie Tersteegen und Maurice Klisa (HEP/U)
Fotos: Hannah Jacobs (HEP/O) und Andreas Mäteling


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