Die HEPs gehen mit der Zeit: Erstmalig Praktikumseinsatz in ambulanter Pflege

„Ambulant vor stationär“. In dieser Kurformel lässt sich zusammenfassen, was sich momentan in der Betreuung und Pflege allgemein und insbesondere bei Menschen mit Behinderungen beobachten lässt. Vor diesem Hintergrund haben sich die Mitglieder des Beirates unserer Fachschule für Heilerziehungspflege einstimmig dafür ausgesprochen, die angehenden Heilerziehungspfleger/innen bereits während der Ausbildung für einen späteren Einsatz in diesem, künftig immer bedeutender werdenden Arbeitsfeld fit zu machen.

Vom 15. August bis zum 11. September war es dann erstmalig so weit. Alle 22 Studierenden unserer Klasse leisteten ihr so genanntes Pflegepraktikum im ambulanten Dienst des Caritasverbandes, der als langjähriger Kooperationspartner auch in diesem Fall mit Rat und Tat zur Seite stand. Frau Schüren, Leiterin des Bereiches „Pflege und Hilfe zu Hause“ des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer e.V., hatte im Vorfeld gemeinsam mit der Bildungsgangleitung und den Pflegelehrern die wohnortnahen Einsatzorte festgelegt, alle Sozialstationen über Inhalte, Ziele und Organisation des Praktikums informiert und auch mit uns Studierenden Erwartungen und Befürchtungen in den Blick genommen.

In den vier Wochen hatten wir die Gelegenheit, die Besonderheiten im Bereich der ambulanten Pflege aus nächster Nähe zu erleben, unser theoretisches Wissen zur Grund- und Behandlungspflege aus dem Unterricht anzuwenden und zu erweitern (z. B. bezüglich Palliative Care, Wundmanagement) und vor allem auch unsere Sozialkompetenz in der Arbeit mit den Patienten und den Angehörigen zu entwickeln. Besonders wertvoll war dabei für uns, die Arbeit der Pflegekräfte zu beobachten, sie hautnah zu erleben und sich über die Inhalte des Berufes und auch die Rolle der Pflegenden in der ambulanten Pflege austauschen zu können.

Die Praxisanleiter/innen waren sehr hilfsbereit und hatten großes Vertrauen in uns. Nach einer gewissen Einarbeitungsphase und mit Unterstützung durch die Fachkräfte, durften wir so auch mal selbstständig unser pflegefachliches Wissen und Können praktisch anwenden. Gerade diese Möglichkeit zur Umsetzung des in der Theorie Erlernten in die Praxis wurde von uns allen als das große Plus eines solchen Praktikums angesehen.

Auch lernten wir nochmal besonders, wie wichtig die Beachtung der Individualität der Patienten ist, gerade wenn man als Gast zu ihnen kommt, wo sie zu Hause sind und wo sie zugleich die Experten ihrer selbst sind. Außerdem hatte man die Chance, neue Krankheitsbilder kennen zu lernen und sich im Fachgespräch über die Krankheiten und die darauf abzustimmenden pflegerischen Maßnahmen auszutauschen.
„Ich hab immer gedacht, dass ich mich schon ziemlich gut auskenne im Bereich der Pflege, aber man lernt nie aus“, so ein häufig zu hörendes Zitat von den Mitstudierenden, wenn man sich zwischendurch mal unterhielt.

Des Weiteren hat man einen Einblick in die Vielfältigkeit des Pflegeberufes im ambulanten Bereich erhalten, der für die meisten von uns bisher fremd war. Neben der praktischen Pflege spielte vor allem die Kommunikation mit Angehörigen, Ärzten und anderen Therapeuten eine große Rolle. Auch war stets die Dokumentation sorgfältig zu führen.

Im Vorfeld dachten nicht wenige von uns, dass es im ambulanten Pflegedienst immer hektisch zugeht, wie man es ja sonst auch oft hört. Doch stellten wir schnell fest, dass bei einer guten Organisation und einem passenden Zeitmanagement auch Zeit für die soziale „Versorgung“ bleibt. Bei vielen Hausbesuchen schien dies ein sehr wichtiger Bestandteil der Aufgabe der Pflegekräfte zu sein. So wurde uns bewusst, dass das Pflegeteam der Caritas nicht nur ein wichtiger Bestandteil für die Patienten zur Sicherstellung der Pflege ist, sondern dass es vor allem auch sozialen Halt vermittelt. Teilweise bietet das Pflegeteam den einzigen sozialen Kontakt im Laufe eines Tages, so unsere Erkenntnis. Das Erleben von Vereinsamung war nicht selten schmerzhaft für uns angehende Pflegende und forderte uns in Sachen „Nähe und Distanz“-Kompetenz ziemlich heraus. Ebenso ließ sich beobachten, welche Chancen der individuellen Betreuung darin liegen, wenn die Pflegenden die Patienten schon jahrelang kennen.

Die größte Umstellung und Herausforderung für uns Praktikant/innen lag wohl in den Arbeitszeiten. So ist zum Beispiel ein so früher Beginn der Arbeit – teils schon um 5.45 Uhr – für uns Studierende bekanntlich nicht alltäglich. Die häufig sehr freundlichen Rückmeldungen und die geäußerte Dankbarkeit der Patienten konnten die Müdigkeit aber meistens überdecken.

Im Anschluss an das Praktikum wurden alle oben genannten Aspekte gemeinsam mit den Pflegelehrern und mit Frau Schüren vom Caritasverband ausführlich nachbesprochen und auch Verbesserungs- und Änderungsvorschläge aus unserer Sicht gesammelt. Abschließend zogen Studierende und Organisatoren ein insgesamt positives Fazit dieses Probelaufes. Die künftigen angehenden HEPs dürfen sich auf das „Pflegepraktikum 2.0“ freuen!

Text: Aylin Bullmann (HEP/O) & Andreas Mäteling
Fotos: Andreas Mäteling


Zu den Fotos:

Foto Pflegepraktikum 1: von links nach rechts: Die Leiterin der Caritas-Sozialstation Xanten, Jenny Thate, mit den Praktikantinnen Aylin Bullmann, Corinna Milz & Madeline Schmitz
Foto Pflegepraktikum 2: von links nach rechts: Die Praktikantinnen Madeline Schmitz & Aylin Bullmann sowie die Leiterin der Caritas-Sozialstation Xanten, Jenny Thate, und die Praktikantin Corinna Milz


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