Bischof Genn besuchte die Liebfrauenschule

Für die Liebfrauenschule war es ein besonderer Tag: Bischof Dr. Felix Genn besuchte das bischöfliche Berufskolleg und die Realschule für Mädchen.

Vorab gab es aber viele Fragen, die nach einer Antwort suchten, zum Beispiel: Was mag unseren Bischof interessieren? Sucht er eher das Gespräch mit Schülern und Lehrern oder möchte er lieber die gut ausgestatteten Räumlichkeiten seiner Schule sehen? Muss ihm ein religiöses Angebot präsentiert werden oder doch eher Unterrichtsbeispiele, die für ein Berufskolleg charakteristisch sind? Und zu guter Letzt: Was isst ein Bischof – und reicht man direkt nach seiner Ankunft einen kleinen Imbiss, da er ja eine lange Anfahrt von Münster hinter sich hat?

Um es gleich vorweg zu nehmen: Dem Bischof, der von Dr. William Middendorf, dem Hauptabteilungsleiter Schule und Erziehung im Bistum Münster, begleitet wurde, gefiel sein Besuch in Geldern sichtlich. Das Programm für einen Schulrundgang und das Hineinschnuppern in Unterrichtseinheiten schienen also perfekt kombiniert zu sein.

Doch der Reihe nach: Nahezu pünktlich um 9 Uhr fuhr der Bischof an der Weseler Straße vor. Doch den Kaffee und die Canapées sowie das Fingerfood ließ er erst einmal stehen. „Nein, zuerst muss ich einmal arbeiten!“, sagte er verschmitzt lächelnd, und damit meinte er, dass er die Schule und den Kontakt zu den dort arbeitenden Menschen, Schülern wie Lehrern, suchen wolle. Die kleine Gruppe, die ihn durch die Schule leitete, wurde angeführt von Lena Baumann und Roderic Zaak, den Schülersprechern, die ihm beim Schulrundgang allerlei Wissenswertes zum Gebäude, den Bildungsgängen und dem Schulleben vermittelten.

Dabei zeigte sich vor allem eines: Bischof Genn ist ein Mann, der die Nähe und das Gespräch zu den Menschen sucht. Häufig sprach er spontan Schüler an, die ihm beim Schulrundgang begegneten, stellte Fragen zu ihrer Ausbildung und zu deren Berufs- und gegebenenfalls Studienwünschen. Er wirkte dabei locker, keinesfalls unnahbar und stets aufgeschlossen für seine Gesprächspartner, denen er sich freundlich zuwandte. Auch einen guten Schuss Humor ließ er erkennen.

Erster Stopp war der Pflegeraum, in dem angehende Sozialassistenten gerade dabei waren zu erlernen, wie bettlägerige Menschen fachgerecht vom Bett in den Rollstuhl geleitet werden. Weiter ging es in den Meditationsraum, in dem der Bischof angehende Erzieherinnen traf, die in einem Kreis saßen, in dessen Mitte eine Vielzahl von Brillen lag und eine Kerze stand. „Die Brillen“, so die Studierenden, „stehen symbolisch dafür, uns eine Perspektive aufzuzeigen, wo religiöse Begleitung, Suche und Sehnsucht zu finden sind.“ Der Bischof erfuhr, dass biographische Arbeit in ihrem Unterricht eine große Rolle spielt – und damit die Frage nach dem eigenen Gottesbild. Wichtig sei es, so die Studierenden, sich über den eigenen Glauben klar zu werden, um dann diese Erfahrung zu übertragen auf Kinder und Jugendliche. Es war naheliegend, dass Bischof Genn für diesen Ansatz lobende Worte fand.

Auf dem Weg zur Kapelle fiel Bischof Genn, der mit einem stets wachen Auge durch das Gebäude ging, die Tafel auf, die auf das Beratungszimmer hinweist. Die Hilfemöglichkeiten, die unser Berufskolleg anbietet, gefielen ihm. Nach einem kleinen Abstecher in die Kapelle nahm er nun doch einen kleinen Imbiss im Konferenzraum ein. Die Köstlichkeiten, die die angehenden Assistenten für Ernährung und Versorgung zubereitet hatten, mundeten ihm sehr.

Andere Sinne wurden im Musiksaal angesprochen, in dem die Schulband Stücke für das Musical „Fabula“ probte und zum Schluss das Lied „Da berühren sich Himmel und Erde“ intonierte. Die Sängerinnen und die Besuchergruppe stimmten in den Gesang ein. Bischof Genn gefiel es, würdigte die Musikerinnen und Musiker für ihre Darbietung und gab dann noch eine Beobachtung preis: „So Schlagzeuger, das sind ja wirklich die Coolsten!“.

Auch der Bibliothek, in der Schwester Dorothee wirkt, und der Aula stattete der Bischof einen Besuch ab. Hier liefen gerade die Proben für das schuleigene Musical „Fabula“. Viele Scheinwerfer tauchten die Bühne in rotes, gelbes und blaues Licht, auf der zahlreiche Sängerinnen und Sänger das Lied der Schluss-Sequenz intonierten. Das, was als kurzer Ausschnitt zu sehen war, aber auch die Thematik schienen dem Bischof zu gefallen. In dem Musical geht es darum, welche Bedeutung die Fantasie im Leben spielt.

Im Lehrerzimmer hatten Bischof Dr. Genn und Dr. Middendorf zuvor das Lehrerkollegium kennengelernt. Schulleiter Bernd van Essen und Marlies Brückner als Sprecherin des Lehrerrates hatten die beiden Gäste hier begrüßt. Seine Lehrerinnen und Lehrer charakterisierte Bernd van Essen in diesem Zusammenhang als überaus engagiert, eine Aussage, die der Bischof mit einem Strahlen im Gesicht erwiderte. Seinerseits hatte auch er viele lobende Worte parat. Sein Besuch, führte er aus, solle ein Zeichen des Respektes und der Wertschätzung für die Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer sein, die den Schülerinnen und Schülern helfen würden, auf einen guten Lebensweg in einem kirchlichen Kontext zu kommen. „Durch Sie“, so der Bischof wörtlich, „kommen auch junge Menschen, die der Kirche ferner stehen, mit dem Evangelium in Berührung!“

Wie sehr sich das Bistum Münster im Bereich Schule engagiert, untermauerte er durch eine beeindruckende Zahl: Rund 38.000 Schülerinnen und Schüler, so viel wie in keiner anderen deutschen Diözese, besuchen im Bistum Münster eine Schule in katholischer Trägerschaft. Das habe er erst letztens in der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz mit einem gewissen Stolz gesagt.

Auch das Ende des Besuches „schmeckte“ dem Bischof. Es war das schmackhafte Essen in der Mensa, das die Schülerinnen aus der FH/11E zubereitet hatten. Dann war die Visite auch schon vorbei. Flugs verabschiedete er sich mit einem freundlichen Handschlag und netten Worten von jedem einzelnen, und dann ging es für ihn heim nach Münster.

Roderic Zaak und Lena Baumann, die den Bischof den Vormittag bis hin zur Abfahrt begleitet hatten, waren angetan von seinem Auftreten. „Er war wirklich sehr interessiert, locker drauf und offen für alles, was wir ihm gesagt haben und was er hier bei uns gesehen hat!“ Das hatten sie in dieser Form so nicht erwartet.

Text und Fotos: Ewald Hülk


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