Jedes Kreuz ist eines zu viel

Am 23. November, morgens um 10, waren es 15 Kreuze, wie Polizeihauptkommissarin Simone Eerden berichtete. Tiefe Traurigkeit lag dabei in ihrer Stimme. Jedes Kreuz, so die Polizistin, stünde für einen Verkehrstoten im Kreis und jedes Kreuz sei eines zu viel. „Welch’ ein unermessliches Leid steckt hinter jedem Toten?“ sprach sie in die Runde. Ihr gegenüber saßen in der Aula rund 300 Schülerinnen und Schüler der Liebfrauenschule, die meisten vom Berufskolleg, aber nicht wenige auch aus der Realschule. „Crash Kurs NRW“ lautet der Titel des Projektes der Verkehrsunfallprävention im Kreis Kleve.

Was keiner zu diesem Zeitpunkt wissen konnte: Kaum 12 Stunden später sollte die Zahl 15 schon überholt sein. An jenem Abend kamen zwei junge Männer, 23 und 24 Jahre alt, bei einem Verkehrsunfall in Goch ums Leben. Der Fahrer war zu schnell unterwegs gewesen.

Genau solche Ereignisse sind der Grund dafür, dass die Polizei in NRW derartige Präventionskurse durchführt. Simone Eerden: „Die 18- bis 24-Jährigen gelten bei uns als junge Fahrer und gerade diese Personengruppe ist im Kreis Kleve überproportional an Unfällen mit Todesfolge beteiligt.“ Es seien immer die gleichen Gründe, die als Hauptunfallursache in Frage kommen, so genannte kleine Fehler mit großer Wirkung wie eine nicht angepasste Geschwindigkeit, Alkohol oder Drogen, leichte Ablenkung z. B. durch das Handy oder der nicht angelegte Gurt.

Nachdem die Polizeihauptkommissarin über ihre Arbeit vor allem im Bereich der Unfallanalyse und –auswertung berichtet hatte, kamen andere zu Wort, die nicht minder eindrucksvoll ein Unfallgeschehen aus ihrer ganz persönlichen Sicht beleuchteten: Anja Janser, der 2001 ihr eigenes zu schnelles Fahren fast das Leben geraubt hätte, Dr. Gisela van Appeldorn, die aus der Sicht der Notärztin berichtete, Diakon Berthold Steeger, der seine Empfindungen als Notfallseelsorger preisgab, Karl Meurs, der die Eindrücke eines Feuerwehrmannes einfühlsam Revue passieren ließ, und Polizeihauptkommissar Johannes Look, der den Blick auf die Eltern warf, denen unwiderruflich durch einen derartigen Unfall ihr Kind genommen wird.

Insbesondere an die Schülerinnen wandte er sich: Polizisten und Eltern könnten immer wieder sagen, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht zu schnell fahren dürften und nach Alkoholkonsum das Auto stehen lassen sollten. „Richtig hören tun diese aber erst, wenn ihr das als Freundin sagt. Das hat die beste Wirkung!“

Text und Foto: Ewald Hülk


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